Fertigstellung der Bergedorfer Pfarrkirche - Nach mehrjähriger Bauzeit wurde das neue Gotteshaus vollendet. Vierzehn Tage danach, am Festtag der Apostel Petrus und Paulus (29. Juni), weihte der Bischof von Ratzeburg das Bauwerk feierlich ein. Fortan trug die Kirche den Namen St. Petri und Pauli und diente als geistliches Zentrum der Gemeinde.
Das 16. Jahrhundert (1500-1599): Umbruch und Erneuerung
Historisches Siegel - Symbol der beiderstädtischen Verwaltung
Anfang des Jahrhunderts (1502-1518)
Niedergang der Riepenburg - Das Verwaltungsgebäude des Amtes Riepenburg befand sich in desolatem Zustand. Große Teile der Anlage mussten abgetragen werden. In der Folge verschmolzen die Verwaltungsbezirke Bergedorf und Riepenburg zu einer gemeinsamen Hauptmannschaft. Die einstige Festung hatte primär den Schutz der Elbhoheit und des Zollamtes in Zollenspieker gewährleistet.
Zusammenschluss der Ämter - Hamburg und Lübeck besiegelten vertraglich die Vereinigung von Bergedorf und Riepenburg. Das Bergedorfer Schloss wurde alleiniger Verwaltungssitz. Die Hansestädte begründeten die Maßnahme mit den hohen Unterhaltskosten für zwei separate Festungen samt Amtmännern. Die Riepenburg wurde entfestigt, lediglich ihre Wirtschaftsgebäude blieben bestehen.
Geburtsstunde der Presse - In diesem Jahr erschien das erste gedruckte Nachrichtenblatt der Geschichte mit Berichten über eine Expedition nach Brasilien. Ab 1527 existierten handschriftliche Reporterberichte. Eine solche "Zeytung" kostete seinerzeit zwei bis vier Pfennige - nach heutiger Kaufkraft etwa zwei bis vier Mark.
Luthers Thesenanschlag - Martin Luther veröffentlichte seine 95 Thesen an der Wittenberger Schlosskirche. Dieses Ereignis markierte den Beginn der Reformation, die auch Bergedorf nachhaltig prägen sollte.
Bescheidene Einwohnerzahl - Das Städtchen Bergedorf umfasste lediglich 46 Häuser mit rund 300 Bewohnern. Eine überschaubare Gemeinschaft am Beginn einer bewegten Epoche.
Reformation und Wandel (1521-1549)
Verheerende Sturmflut - Gewaltige Wassermassen überschwemmten weite Teile der Vier- und Marschlande. Selbst in Bergedorfs Straßen stand das Wasser. Die Bewohner der Marschgebiete kannten solche Naturkatastrophen nur zu gut.
Luthers Worte über Hamburg - Der Reformator notierte: "Die Hamburger begehren Gottes Wort..." Ein Denkmal beim Moorfleeter Pastorat erinnert heute an Luther. Das Bildnis, 1906 gefertigt, zierte einst die im Krieg zerstörte Luther-Kirche an der Karpfangerstraße und steht seit 1966 in Moorfleet.
Reformation in Hamburg - Mit der Berufung Johannes Bugenhagens führte die Stadt offiziell den evangelischen Glauben ein. Bugenhagen, ein Schüler Luthers, prägte das Siegel der Alt-Hamburgischen Landeskirche.
Auflösung des Klosters Reinbek - König Friedrich I. von Dänemark erwarb das Kloster. Die Nonnen verließen ihre Stätte. Der König betraute Propst Detlef Reventlow mit der Verwaltung - der Beginn der Geschichte des "Amtes Reinbek". Gleichzeitig zog Herzog Magnus von Sachsen-Lauenburg acht Klosterdörfer ein, darunter Wentorf und Wohltorf, was einen jahrhundertelangen Rechtsstreit auslöste.
Evangelischer Glaube in Bergedorf - Amtmann Ditmar Koel führte die Reformation ein und stellte aus eigener Tasche Andreas Falkenberg als ersten lutherischen Geistlichen an der Bergedorfer Kirche ein. Bergedorf war zu dieser Zeit auch ein Wallfahrtsort.
Erste Bergedorfer Zunft - Das Amt der Schmiede und Schlosser wurde gegründet - die älteste nachweisbare Handwerkerzunft Bergedorfs. Ein Zeichen wachsender wirtschaftlicher Organisation.
Spätes Jahrhundert (1556-1593)
Erstnennung der Vierlande - Amtmann von Holte verwendete in einem Schreiben an den Hamburger Rat erstmals den Begriff "De veer Kerspell" (Die vier Kirchspiele). Diese Bezeichnung bürgerte sich ein und wandelte sich zu "Vier-Lande" und schließlich "Vierlande".
Bau des Curslacker Heerwegs - Amtmann Moller ließ die Straße von der Holtenklinke zum Curslacker Deich anlegen. Sie sollte den Ochsentreibern den Weg zur Zollenspieker Fähre erleichtern. Historische Grenzsteine am Curslacker Heerweg zeugen noch heute von der einstigen Unterhaltungspflicht. Im selben Jahr entstand die berühmte Elbkarte von Melchior Lorichs - eine zwölf Meter lange Handzeichnung auf Leinwand, die Hamburgs Rechte an der Elbe dokumentierte.
Allerheiligenflut - Die Deiche im Alten Land, in Stillhorn, Moorwerder sowie in den Vier- und Marschlanden brachen. Eine weitere Naturkatastrophe, die das Leben in den Marschen prägte.
Vierlandenkarte von Lorichs - Der Kartograf Melchior Lorichs fertigte eine weitere bedeutende Karte an, die die Vierlande in einer "gewesteten" (nach Westen ausgerichteten) Darstellung zeigt. Das Original befand sich bis 1874 im Bergedorfer Stadtarchiv.
Tragischer Hexenprozess - Abelke Bleken aus Ochsenwerder wurde in Hamburg als vermeintliche Hexe verbrannt. Die verarmte Bauerntochter, die nach dem Tod ihrer Eltern den Hof allein bewirtschaftete, war auf Betreiben des Landvogts Dirk Gladiator angeklagt worden. Unter der Folter gestand sie, dem Vogt eine Krankheit "angehext" zu haben.
Ursprung des Schützenwesens - Die Bergedorfer Schützengesellschaft führt ihre Anfänge auf dieses Jahr zurück. Mit Armbrust und Pfeil schoss man auf einen hölzernen "Papagoi". Die Frese-Karte von 1593 zeigt den Standort der Papagoi-Stange auf dem Gojenberg.
Erste Bergedorf-Karte - Artilleriemeister Hans Freese vollendete die erste kartografische Darstellung Bergedorfs. Die farbige Ansichtszeichnung zeigt das Städtchen und den Geesthang bis zur östlichen Landesgrenze - ein wertvolles Dokument der Lokalgeschichte.
Quellenhinweis: Die für diesen Zeitabschnitt ausgewählten Chronikdaten basieren auf historischen Aufzeichnungen.