Rettung des Rieck-Hauses - Der Hamburger Staat erwarb auf Vermittlung des Heimatforschers Ludwig Uphoff das historische Vierlander Hufnerhaus am Curslacker Deich 284. Das sogenannte Riecksche Haus mit 2000 Quadratmetern Land wurde so fur die Nachwelt gesichert. 1942 kamen die alte Scheune aus dem 17. Jahrhundert und das Backhaus hinzu. Nach Kriegsende, im Mai 1946, beschloss das Denkmalschutzamt die dringend notwendige Instandsetzung.
Die 1940er Jahre: Dunkelste Stunden und Hoffnung
Am Brink - Bergedorf vor den Zerstorungen
1940
Reitbrook - Deutschlands wichtigstes Olfeld - Die Erdolproduktion in Reitbrook erreichte ihren Hohepunkt mit etwa 360.000 Tonnen jahrlich. Das Fordergebiet in den Vier- und Marschlanden war damit das bedeutendste Olfeld des Deutschen Reiches - eine strategisch wichtige Ressource in Kriegszeiten.
Reichskataster eingefuhrt - Per Verordnung wurde das Reichskataster als amtliches Grundstucksverzeichnis eingefuhrt. Diese administrative Massnahme standardisierte die Erfassung aller Grundstucke im Sinne der Grundbuchordnung.
Deportationen aus dem KZ Neuengamme - Zahlreiche Hamburger Sinti und Roma wurden aus dem Konzentrationslager deportiert. Unter den Betroffenen befand sich auch der spatere langjahrige Hamburger Senator Emil Weiss. Das KZ Neuengamme war eines der grossten Konzentrationslager im nordwestdeutschen Raum.
Erste Bombenschaden in Nettelnburg - Um 22:57 Uhr trafen Fliegerbomben die Siedlung Nettelnburg. Die Doppelhauser am Katendeich 33-35 und 37-39 erlitten erhebliche Schaden. Drei Blindganger auf dem Sportplatz mussten spater kontrolliert gesprengt werden - ein Vorbote der kommenden Zerstorungen.
1941-1942
Sowjetische Kriegsgefangene in Neuengamme - Die ersten 1000 sowjetischen Kriegsgefangenen wurden ins KZ Neuengamme eingeliefert. Bis Ende Mai 1942 starben 652 von ihnen an den unmenschlichen Bedingungen. Weitere 448 Soldaten aus dem Lager Fallingbostel wurden 1942 in Neuengamme mit Zyklon B ermordet. Diese Verbrechen mahnen bis heute zur Wachsamkeit.
Hamburger Marschbahn wechselt Besitzer - Die Bergedorf-Geesthachter Eisenbahn (BGE) ubernahm die Marschbahn vollstandig. Zuvor hatte sie lediglich die Betriebsfuhrung innegehabt, wahrend der hamburgische Staat Eigentumer war. 1956 ging der verbliebene Betrieb an die AKN uber.
Vereinigung der Deichverbande - Die Satzung des neuen Deichverbandes der Vier- und Marschlande wurde veroffentlicht und trat zum 1. Oktober in Kraft. Die Korperschaft offentlichen Rechts vereinigte die bisherigen zehn einzelnen Deichverbande unter gemeinsamer Verwaltung. Als Deichvogte wirkten Henry Graumann, Hermann Heitmann, Hans-Heinrich Wobbe und Werner Rolffs.
Angriff auf die Sternwarte - Uber hundert Brandbomben fielen nachts auf die Hamburger Sternwarte am Gojenbergsweg. Die Astronomen arbeiteten in der einzigen noch funktionsfahigen Sternwarte Deutschlands und berechneten Sternpositionen fur die Navigation der Marine.
1943
Ende der Bergedorfer Zeitung - Die "bz" musste ihr Erscheinen einstellen, nachdem Verleger Reinhard Wagner zur Ostfront eingezogen worden war. Erst am 1. Oktober 1949 - uber sechs Jahre spater - konnte die Bergedorfer Zeitung wieder erscheinen.
Operation Gomorrha beginnt - Um 0:57 Uhr startete die allierte Luftoffensive, die Hamburg in Schutt und Asche legte. In drei Juli- und einer Augustnacht warfen britische und amerikanische Bomber ihre todliche Last ab. Ein Feuersturm mit orkanartiger Gewalt tobte durch die engen Strassenzuge. Tausende Menschen verbrannten oder erstickten in Luftschutzkellern. Hammerbrook wurde zur Totenzone erklart. Die offiziellen Opferzahlen: 31.647 Tote, ein Drittel aller Wohnhauser zerstort, dazu 24 Krankenhauser, 277 Schulen und 58 Kirchen schwer beschadigt oder vernichtet.
Zerstorungen in Nettelnburg - Der Bugenhagensaal am Oberen Landweg wurde durch Fliegerbomben schwer beschadigt. Tags darauf vernichteten Brandbomben das Pastorat von Pastor Johannes Rienau. Erst 1949 konnte Pastor Mark von Nerling in den an gleicher Stelle errichteten Neubau einziehen.
1944-1945
Notunterkunfte fur Ausgebombte - Am Durchdeich 110 in Funfhausen entstanden 50 kleine Holzhauser fur ausgebombte Familien. Die nur 20 Quadratmeter grossen Behausungen bestanden lediglich aus Wohnkuche und Schlafraum. Im Volksmund hiess die Siedlung "Kistendorf". Zuvor hatten hier Baracken eines Arbeitsdienstlagers gestanden.
Bomben auf Ochsenwerder - Der Wirtschaftsteil des Ochsenwerder Pastorats wurde durch einen Bombenangriff zerstort. Auch das Kirchendach erlitt erhebliche Schaden, die erst 1946 und endgultig 1949 behoben werden konnten.
Muhsamer Wiederaufbau - Die Nachkriegsjahre standen im Zeichen des Wiederaufbaus. Trotz Trummern, Hunger und Wohnungsnot kehrte langsam das Leben zuruck. Die Instandsetzung historischer Gebaude wie des Rieck-Hauses wurde 1947/48 aufgenommen. Am 1. Oktober 1949 erschien wieder die Bergedorfer Zeitung - ein Symbol der Normalisierung.
Gedenken: Die 1940er Jahre mahnen uns, die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft niemals zu vergessen. Die KZ-Gedenkstatte Neuengamme halt die Erinnerung an die Verbrechen wach und fordert zur Auseinandersetzung mit der Geschichte auf.