Deichbau und Gartenbaukultur in Curslack
Ein Deich mit Geschichte – Der Curslacker Neuer Deich ist eine bedeutende Verkehrsstraße im Stadtteil Curslack, der zum Bezirk Bergedorf gehört. Der Name verweist auf die jahrhundertealte Tradition des Deichbaus in den Vierlanden, jener fruchtbaren Marschlandschaft an der Elbe, die seit Generationen durch Deiche vor Hochwasser geschützt werden muss. Die Bezeichnung "Neuer Deich" deutet darauf hin, dass diese Deichlinie später als ältere Deichbauwerke in der Umgebung angelegt wurde, um den wachsenden Schutz der Marschgebiete zu gewährleisten.
Curslack liegt im Herzen der Vierlande, einer Region, die für ihre einzigartige Kulturlandschaft bekannt ist. Die Straße verläuft durch ein Gebiet, das von jahrhundertelanger landwirtschaftlicher Nutzung geprägt ist und heute als wichtige Verbindung zwischen verschiedenen Stadtteilen dient. Mit variierenden Geschwindigkeitsbegrenzungen von 50 km/h und je nach Abschnitt ein bis fünf Fahrspuren stellt der Curslacker Neuer Deich eine wichtige Verkehrsachse dar, die das traditionelle Marschland mit modernen Verkehrswegen verbindet.
Curslack – Historisches Zentrum der Vierlande
Die Geschichte von Curslack reicht bis ins Jahr 1188 zurück, als der Ort erstmals urkundlich erwähnt wurde. In diesem Jahr bildete Curslack zusammen mit Altengamme einen Deichverband – ein deutlicher Hinweis darauf, wie fundamental wichtig der Schutz vor den Elbefluten schon im Mittelalter war. Diese frühe Organisation des Deichbaus zeigt die Gemeinschaftsleistung, die nötig war, um in den fruchtbaren aber gefährdeten Marschgebieten zu siedeln und zu wirtschaften.
Im Jahr 1420 erhielt Curslack seine erste Anbindung an Hamburg, nachdem Hamburg und Lübeck die Stadt Bergedorf erobert hatten und Curslack gemeinsam mit Bergedorf verwalteten. Diese politische Verbindung prägte die weitere Entwicklung des Ortes, der dennoch seine eigene Identität als Teil der Vierlande bewahrte. Der Name "Vierlande" entstand 1556 und bezeichnete die vier Bezirke Altengamme, Curslack, Kirchwerder und Neuengamme.
Im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes verloren Bergedorf und die Vierlande 1937 ihre kommunale Selbständigkeit und wurden Teil der Einheitsgemeinde Hamburg. Doch die Besonderheiten der Region blieben erhalten: Die Vierlande entwickelten sich zu einem der bedeutendsten Gartenbaugebiete Norddeutschlands.
Deichbau in den Vierlanden
Die Vierlande mussten seit jeher durch Deiche gegen die Elbe geschützt werden. Bereits ab etwa 1100 wurden die späteren Vierlande, bestehend aus fruchtbaren Elbinseln zwischen Flussarmen, wo sich die Elbe stark verzweigte, eingedeicht. Der Deichbau war eine Gemeinschaftsaufgabe, die technisches Wissen, körperliche Arbeit und kontinuierliche Instandhaltung erforderte.
Die Unterscheidung zwischen "alten" und "neuen" Deichen in der Region verweist auf verschiedene Bauphasen und die kontinuierliche Verbesserung des Hochwasserschutzes. Im Laufe der Jahrhunderte wurden die Deiche immer weiter verstärkt und nach verheerenden Sturmfluten neu angelegt. Der "Neue Deich" in Curslack repräsentiert eine dieser späteren Bauphasen, bei der eine zusätzliche oder erneuerte Deichlinie angelegt wurde, um den Schutz der Siedlungen und landwirtschaftlichen Flächen zu verbessern.
Die Deichstraßen wie der Curslacker Neuer Deich dienten nicht nur dem Hochwasserschutz, sondern auch als wichtige Verkehrswege. Sie ermöglichten die Verbindung zwischen den einzelnen Hofstellen und Dörfern und wurden im Laufe der Zeit zu regulären Straßen ausgebaut, die bis heute die Verkehrsstruktur der Region prägen.
Gartenbau und Blumenkultur in Curslack
Im Laufe der Jahrhunderte spezialisierten sich die Bewohner von Curslack auf Gartenbau und Blumenzucht. Die fruchtbare Marsch der Vierlande bietet ideale Bedingungen: Die Böden sind nährstoffreich, das Klima gemäßigt, und die Nähe zur Elbe gewährleistet ausreichend Wasser. Diese natürlichen Vorteile nutzten die Curslacker, um ihre Gartenbaubetriebe aufzubauen.
In den fruchtbaren Marschen der Vierlande gedeihen Blumen besonders gut. Viele Rosen für den deutschen Markt werden in Curslack angebaut. Zahlreiche Gewächshäuser von Blumenzuchtbetrieben setzen eine Tradition aus dem 17. Jahrhundert fort. Hauptsächlich werden Schnittblumen wie Rosen, aber auch Tulpen, Gerbera und Chrysanthemen gezogen. Die Produktqualität der Vierlande ist weit über Hamburgs Stadtgrenzen hinaus bekannt.
Die Vierlande sind bekannt für ihre Land- und Gartenwirtschaft, wo verschiedene Blumen, Früchte und Gemüse angebaut wurden und werden. Diese landwirtschaftliche Tradition prägt das Landschaftsbild entlang des Curslacker Neuer Deichs bis heute. Zwischen modernen Verkehrseinrichtungen und Wohngebieten finden sich noch immer Gewächshäuser und Gartenbaubetriebe, die an die jahrhundertealte Tradition anknüpfen.
Der Curslacker Neuer Deich heute
Heute präsentiert sich der Curslacker Neuer Deich als moderne Verkehrsstraße mit unterschiedlichen Charakteristiken je nach Abschnitt. Als Landesstraße und Verbindungsstraße verfügt sie über ein bis fünf Fahrspuren, je nach Streckenabschnitt, und eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 50 km/h. Die Straße ist mit Asphalt befestigt und verbindet die Vierlandenstraße mit der Auffahrt zur Autobahn A25 bei Bergedorf.
Die gewerbliche Nutzung konzentriert sich auf den Bereich um die Straße Curslacker Neuer Deich, während entlang der Deichstraßen überwiegend Streubebauung mit Wohnhäusern und gelegentlicher gewerblicher Nutzung zu finden ist. Zu den modernen Einrichtungen an der Straße gehören unter anderem ein Baumarkt sowie Gewerbebetriebe verschiedener Art.
Die Lage innerhalb der Schutzzone III des Wasserschutzgebietes Curslack/Altengamme unterstreicht die fortwährende Bedeutung des Umweltschutzes in dieser Region. In der Vergangenheit wurden umfangreiche Altlastensanierungen durchgeführt, bei denen etwa 150.000 Kubikmeter alte Deponieablagerungen vollständig ausgehoben wurden. Solche Maßnahmen zeigen, dass moderne Anforderungen an Umweltschutz und Wasserqualität ernst genommen werden.
Der Curslacker Neuer Deich verbindet Tradition und Moderne auf einzigartige Weise. Während die Straße ihren Namen dem jahrhundertealten Deichbau verdankt, der die Grundlage für die Besiedlung der Vierlande schuf, dient sie heute als wichtige Verkehrsachse in einem sich wandelnden Stadtteil. Die Gartenbautradition besteht fort, wenn auch in veränderter Form, und erinnert daran, dass diese Region ihre Identität aus der engen Verbindung von Mensch, Wasser und fruchtbarer Erde bezieht. Der Curslacker Neuer Deich ist damit mehr als nur eine Straße – er ist ein lebendiges Zeugnis der Geschichte und Gegenwart der Vierlande.