Eißendorfer Pferdeweg

Straßenverzeichnis von Hamburg-Bergedorf

Villenviertel und Industriegeschichte

Stadtteil: Hamburg-Heimfeld (Bezirk Harburg)
Postleitzahl: 21075 Hamburg
Charakter: Exklusives Villenviertel aus dem frühen 20. Jahrhundert

Die vornehmste Adresse Harburgs – Der Eißendorfer Pferdeweg in Hamburg-Heimfeld ist weit mehr als eine gewöhnliche Straße. Er repräsentiert ein einzigartiges Kapitel der Harburger Industriegeschichte und steht für den Wohlstand und das Selbstbewusstsein einer aufstrebenden Industriestadt im frühen 20. Jahrhundert. Die im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts entstandene Villensiedlung ist als städtebauliches Ensemble für Harburg singulär – an keinem anderen Ort der ehemals selbständigen Industriestadt kam es zu einer derartigen Häufung repräsentativer Landhäuser und Stadtvillen.

Der Name "Pferdeweg" deutet auf die historische Nutzung der Straße hin, die vermutlich als Reitweg oder Verbindung für Pferdegespanne diente, bevor sie zu einer der exklusivsten Wohnadressen Harburgs wurde. Die Lage am Rande des alten Meyerschen Parks, die landschaftlich geschwungene Straßenführung zwischen Eißendorfer Pferdeweg und Milchgrund sowie die großzügigen Grundstückszuschnitte mit teilweise altem Baumbestand zeugen von einem ungewöhnlich gehobenen städtebaulichen Anspruch.

Das Villenviertel der Industriebarone

Bis in die 1940er Jahre war der Eißendorfer Pferdeweg vornehmlich den Harburger Firmenchefs und ihren Familien vorbehalten. In einer Zeit, als Harburg noch eine eigenständige, prosperierende Industriestadt war, ließen sich hier die Direktoren und Eigentümer der großen Harburger Unternehmen ihre herrschaftlichen Villen errichten. Die leitenden Angestellten dieser Firmen bauten ihre etwas weniger repräsentativen Häuser in der unmittelbaren Umgebung – gleichsam in zweiter Reihe.

Die Exklusivität dieser Wohnlage wurde aktiv durch die Zusammenarbeit zwischen Grundstückseigentümern (den Erben H.C. Meyers), Bauunternehmern wie August Prien und den dort ansässigen Wirtschaftsmagnaten gefördert. Eine Villa im Eißendorfer Pferdeweg, erbaut im Jahr 1911 von August Prien, dient heute als Kinder- und Familienhilfezentrum – ein Beispiel dafür, wie diese herrschaftlichen Gebäude neue Verwendungen gefunden haben.

Gartenkunst und Architektur

Für den Harburger Raum stellt die Villensiedlung am Eißendorfer Pferdeweg auch ein einzigartiges Relikt zeitgenössischer Gartenkultur dar. Die vielen, oft großflächigen Gartenanlagen wurden im Reformstil gestaltet, wobei viele der Gärten von der renommierten Firma Hölscher & Hoff entworfen wurden. Eine zeitgenössische Beschreibung in der Zeitschrift "Die Gartenkunst" berichtete von einer Exkursion der Hamburger Ortsgruppe des Bundes Deutscher Gartenarchitekten und erwähnte dabei "eine prächtige Villenstraße mit schönen Vorgärten, größtenteils angelegt von der Firma Hölscher & Hoff."

Die architektonische Qualität der Villen war bemerkenswert. Der Eißendorfer Pferdeweg 40 steht heute als architektonisches Denkmal auf der Liste der Kulturdenkmäler von Hamburg (Nummer 29861), was die herausragende Bedeutung dieser Bauwerke unterstreicht. Die Villen zeichnen sich durch ihre großzügigen Dimensionen, aufwendige Fassadengestaltung und durchdachte Grundrisse aus, die den Wohlstand ihrer Bewohner widerspiegelten.

Verbindung zum Meyers Park

Die privilegierte Lage des Eißendorfer Pferdewegs wird durch seine Nähe zum etwa 33 Hektar großen Meyers Park unterstrichen. Dieser Erholungsbereich entstand aus dem Besitz des Hamburger Unternehmers Meyer, dessen prächtige Villa später zum Mariahilf-Krankenhaus umgebaut wurde. Die unmittelbare Nachbarschaft zu diesem ausgedehnten Parkgelände steigerte die Attraktivität der Wohnlage erheblich und bot den Villenbesitzern quasi einen privaten Landschaftspark vor der Haustür.

Die landschaftliche Einbettung der Villensiedlung war von Anfang an Teil des Konzepts. Die geschwungenen Straßenverläufe folgten nicht dem sonst in Harburg üblichen rechtwinkligen Raster, sondern orientierten sich an den natürlichen Geländeformen und dem alten Baumbestand. Dies verlieh dem Viertel einen fast dörflichen, parkartigen Charakter, der im starken Kontrast zur industriellen Umgebung Harburgs stand.

Der Eißendorfer Pferdeweg heute

Heute präsentiert sich der Eißendorfer Pferdeweg als eine Straße mit verschiedenen Geschwindigkeitsbegrenzungen (30 und 50 km/h) in unterschiedlichen Abschnitten, die je nach Strecke zwei bis drei Verkehrsspuren bietet. Der Straßenbelag besteht aus Asphalt, und die Straße dient als wichtige Verbindung im Stadtteil Heimfeld.

Eine der bedeutendsten Einrichtungen am Eißendorfer Pferdeweg ist das Asklepios Klinikum Harburg, das sich an der Hausnummer 52 befindet. Dieses große Krankenhaus mit zahlreichen Fachabteilungen – von der Herz- und Thoraxchirurgie über Onkologie bis zur Geriatrie – hat dem Eißendorfer Pferdeweg eine neue, wichtige Funktion als medizinisches Zentrum verliehen.

Viele der historischen Villen haben neue Nutzungen gefunden. Neben dem bereits erwähnten Kinder- und Familienhilfezentrum in der Villa von 1911 beherbergen andere Gebäude Büros, Praxen und Verwaltungen. Die architektonische Substanz des Viertels ist weitgehend erhalten geblieben, und der Eißendorfer Pferdeweg zählt noch immer zu den attraktivsten Wohnlagen in Hamburg-Harburg.

Der Eißendorfer Pferdeweg erzählt die Geschichte vom Aufstieg und der Transformation einer Industriestadt. Was einst als exklusive Enklave der Harburger Wirtschaftselite konzipiert wurde, hat sich zu einem vielfältigen Stadtteil mit historischem Charme und moderner Infrastruktur entwickelt. Die prächtigen Villen und kunstvoll gestalteten Gärten erinnern noch heute an jene Epoche, als Harburg eine eigenständige, prosperierende Industriestadt war – und der Eißendorfer Pferdeweg ihre vornehmste Adresse.