Historische Karten von Bergedorf

Heimatgeschichte von Hamburg-Bergedorf

500 Jahre Kartografie dokumentieren unsere Region

In Hamburger Archiven und Sammlungen schlummern zahlreiche historische Dokumente und Urkunden, die unsere Regionalgeschichte lebendig werden lassen. Viele dieser stadt- und kulturgeschichtlich bedeutsamen Karten wurden vom Verein fuer Hamburgische Geschichte in Zusammenarbeit mit dem Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung herausgegeben.

Historische Karte der Vierlande von 1575 von Melchior Lorichs
Vierlanden-Karte von Melchior Lorichs aus dem Jahr 1575 - eine der aeltesten kartografischen Darstellungen der Region

Die Elbkarte von 1568 - Melchior Lorichs

Diese im Auftrag des Hamburger Rats angefertigte grosse Elbkarte gilt als aelteste kartografische Darstellung des Gebiets. Das Original ist eine auf Leinwand geklebte farbige Handzeichnung mit einer stattlichen Laenge von 12 Metern.

Die fuer ihre Zeit aussergewoehnlich detailreiche Darstellung zeigt den Elbverlauf vom hamburgischen Geesthacht bis zur Insel Neuwerk. Das kostbare Originalwerk haengt heute im Melchior-Lorichs-Saal des Staatsarchivs Hamburg.

Melchior Lorichs (1526/27-1594) war ein renommierter Zeichner, der fuer seine Arbeit auf "gewissenhaftes Augenmass" vereidigt wurde - ein fruehes Qualitaetssiegel der Kartografie.

Vierlanden-Karte von 1575

Ebenfalls von Lorichs stammt diese nach Westen orientierte Farbkarte der Vierlande, ausgefuehrt als sogenannte Rohrfederzeichnung. Die Karte wurde bis 1874 im Archiv der Stadt Bergedorf aufbewahrt, bevor sie nach Hamburg ueberfuehrt wurde.

Bergedorf-Karte von 1593 - Hans Frese

Die aelteste Darstellung des Staedtchens Bergedorf fertigte der Artilleriemeister des Bergedorfer Schlosses, Hans Frese (um 1527-1608). Die "gesue-dete" Karte (nach Sueden ausgerichtet) zeigt das Gebiet vom Speckenweg bis zur Bergedorf-Sander-Grenze.

Besonders sorgfaeltig dargestellt sind der Blickgraben, der Stadtgraben sowie die Gebaeudegruppe Schloss - Kirche - Kornwassermuehle. Nach dieser Kartensituation wurde um 1960 fuer das Museum fuer Bergedorf und die Vierlande ein aufwendiges Geesthang-Modell gebaut.

Vermessungsmethoden im Wandel: Die fruehen Uebersichtskarten beruhten auf Distanzschaetzungen mit pferdegezogenen Vermessungswagen oder Fussweg-Laengen, ergaenzt um Detailzeichnungen "nach Augenmass". Erst im 19. Jahrhundert ermoeglichten trigonometrische Methoden die praezisen Kartierungen, wie wir sie heute kennen.

Billwerder-Karte von 1623

Eine Ratsverordnung vom 12. Februar 1623 bestimmte, dass "die Laendereien durch beeidigte Landmesser zu vermessen seien, damit jeder Eigner die Zahl der Morgen wisse" - Grundlage fuer die Erhebung des Schosses (Jahresabgabe).

Die von Johann Behrens gefertigte farbige Handzeichnung im Massstab 1:8.000 verzeichnet zu allen Feldstuecken den Namen des Besitzers. Zeichnerisch hervorgehoben sind Bauernstellen, Kirchen und der Herrenspieker in Moorfleet.

Die Klefeker-Karte von 1745

Johann Klefeker sen. schuf 1745 das Kartenblatt "Hamburg und Umgebung", das das hamburgische Staatsgebiet und die noerdlichen Nachbargebiete zeigt. Besonders reizvoll ist die "sprechende" Einfaerbung der unterschiedlichen Flaechennutzungen.

Nach dem Gottorfer Vertrag von 1768 wurde Hamburgs Gebiet erweitert - das Gut Nettelnburg und die Dorfschaft Reitbrook kamen hinzu und sind auf der Klefeker-Karte andersfarbig unterlegt.

Varendorf-Kartenwerk 1789-1796

Der daenische Major Gustav Adolf von Varendorf leitete die Erstellung eines beeindruckenden Kartenwerks: In 68 zusammenhaengenden Blaettern wurde das weitlaeufige Herzogtum Holstein von der Nord- bis zur Ostsee dargestellt.

Fuer dieses Mammutprojekt werteten Offiziere des Schleswigschen Infanterieregiments vorhandene Karten aus - auch Hamburg uebergab etliche Kartenwerke zur Nutzung. Besonderer Wert wurde auf korrekte Strassenfuehrung und praezise Ortsbeschriftungen gelegt.

Bergedorf-Karte von 1875

Die einfarbige "Karte der Stadt Bergedorf" im Ur-Massstab 1:4.000 zeigt das Staedtchen von Heckkaten und Nettelnburg bis zum Bergedorfer Gehoelz. Sie enthaelt Strassen- und Flurnamen sowie die damaligen Flurstuecksnummern - ein wertvolles Dokument fuer die Grundstuecksforschung.

Preussische Landesaufnahme ab 1878

Die ab 1878 erstellten Blaetter der "Preussischen Landesaufnahme von Schleswig-Holstein und Hamburg" - bekannt als Messtischblaetter 1:25.000 - bieten Heimatkundlern reichhaltige Informationen. Sie zeigen unter anderem die Standorte zahlreicher Entwaesserungsmuehlen in der Billwerder-Allermoher Marsch.

Stadtplan Bergedorf 1937

Dieser Uebersichtsplan aus dem Adressbuch 1937 dokumentiert die Bergedorfer Strassen mit ihren damaligen Namen. Die historische Bedeutung liegt in der Namensgeschichte: Viele Strassen trugen vor 1933 andere Namen und erhielten nach 1945 wiederum neue Bezeichnungen.

Moderne Kartografie beim LGV

Aktuelle digitale und gedruckte Kartenwerke in den Massstaeben 1:1.000 bis 1:600.000 sind beim Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung (LGV) am Sachsenfeld erhaeltlich. Das Buch "Hamburg in historischen Karten 1528-1920" mit ueber 140 alten Karten zeigt eindrucksvoll: Karten erzaehlen Stadtgeschichte!

Mit ihrer Hilfe lassen sich die Veraenderungen der Flaechennutzungen und damit der Wandel unserer Stadt- und Kulturlandschaft nachvollziehen - besonders deutlich wird die stetige Stadterweiterung in den Osten Hamburgs.