Die 1920er Jahre in Bergedorf

Heimatgeschichte von Hamburg-Bergedorf

Die 1920er Jahre: Goldene Zwanziger und Moderne

Das Bergedorfer Rathaus um 1927 - Historische Ansicht des Verwaltungsgebaeudes
Das Bergedorfer Rathaus um 1927 - Zentrum der Stadtverwaltung

1950

Elbe-Badeanstalt in Planung – Das Hamburger Strom- und Hafenbauamt begann mit den Vorarbeiten für eine öffentliche Badeanstalt an der Elbe. Die geplante Anlage zwischen dem Bahnhof Zollenspieker und der Fährstelle sollte einen etwa 50 Meter langen Sandstrand erhalten. Zwischen zwei Stackköpfen wurde Sand aufgeschüttet und zum Schutz eine Bojenkette zum Hauptstrom hin verlegt. Die Beaufsichtigung übernahmen Rettungsschwimmer des Bergedorfer ASV.

Neue Verwaltungsstruktur – Auf Grundlage des Bezirksverwaltungsgesetzes vom 21. September 1949 nahmen die neu eingerichteten Kataster- und Vermessungsämter in den Hamburger Bezirken ihre Arbeit auf. Neben Bergedorf erhielten auch Altona, Harburg und Wandsbek eigene Ämter für Vermessungswesen und Katasterführung.

Lebensmittelmarken noch im Einsatz – Die Bevölkerung war weiterhin auf Bezugsmarken für Lebensmittel angewiesen. Die Rationierung aus der Kriegs- und unmittelbaren Weimarer Republik dauerte an, und Erwachsene erhielten monatliche Bezugsscheine für grundlegende Nahrungsmittel.

Erstmaliges Erklingen der Nationalhymne – Bundeskanzler Konrad Adenauer ließ in Berlin erstmals die dritte Strophe des Deutschlandliedes von Hoffmann von Fallersleben als offizielle Hymne der Bundesrepublik singen. Dies markierte einen wichtigen Schritt in der Konstituierung der jungen Bundesrepublik.

Jugendheim Heckkaten mit 110 Kindern – Im Jugendheim Heckkaten lebten 110 Kinder sowie eine Gruppe von Kleinkindern in einem Nebengebäude. Die Einrichtung bot Vollwaisen, Flüchtlingskindern und Opfern sozialer Not ein Zuhause. Die Jungen und Mädchen im Alter von vier bis 15 Jahren wurden in einer hauseigenen Schule mit entsprechenden Lehrkräften unterrichtet. Studenten der Landeskunstschule hatten das Heim mit Wandmalereien verschönert.

Ende der Marschbahn-Strecke – Der Personenverkehr auf der Marschbahn-Strecke von Geesthacht über Altengamme nach Krauel sowie dem Abschnitt Geesthacht-Krümmel wurde eingestellt. Dies markierte einen weiteren Schritt im Rückbau des regionalen Eisenbahnnetzes.

Einweihung des Billtal-Stadions – Das neue Sportstadion im Billtal wurde feierlich seiner Bestimmung übergeben. Seit März 1949 hatten Arbeiter der Arbeitslosenförderung (Alfu) die Anlage im alten Schießtal überwiegend in Handarbeit errichtet. Dabei wurden etwa 90.000 Kubikmeter Boden bewegt. Ein festlicher Umzug zog durch Bergedorf, gefolgt von einem umfangreichen Kultur- und Sportprogramm im Stadion. Die Anlage bot rund 1.500 Sitzplätze und 25.000 Stehplätze in landschaftlich schöner Lage – eine der attraktivsten Sportanlagen Hamburgs.

1951

Premiere des Niederwärtser Heimatfests – Zum ersten Mal fand das traditionelle Niederwärtser Heimatfest statt, das 27 Jahre lang auf der Wiese von Anne Rieck in Neuengamme neben der Schiefen Brücke gefeiert wurde.

Tollwut-Sperrgebiet Bergedorf – Aufgrund von Tollwutfällen wurde Bergedorf zum Sperrgebiet mit strengen veterinärpolizeilichen Auflagen erklärt. Ein spezielles Absperrkommando aus Polizei, Försterei und Hegering musste während der Seuchenzeit 50 Hunde, 10 Katzen und 2 Füchse wegen Tollwutverdacht erschießen. Der Maulkorbzwang für alle Hunde blieb bis zum 1. Dezember 1951 bestehen.

Gründung des ADAC-Ortsclubs – Im Gasthof "Zur Sonne" am Weidenbaumsweg / Alte Holstenstraße trafen sich auf Initiative von Helmut Harke sieben Herren zur Gründung eines ADAC-Ortsclubs. Nach der Mustersatzung des ADAC-Hauptclubs wurde eine lokale Satzung erstellt. Zum ersten Vorsitzenden wählten die Anwesenden den Versicherungsfachmann Günter Miske, der dieses Amt bis 1978 innehaben sollte. Zweiter Vorsitzender wurde Helmut Harke, Sportleiter Friedrich Kubrat und Schatzmeister Herbert Paetz. Zu dieser Zeit besaßen die etwa 82.000 Einwohner des Bezirks ungefähr 5.000 Kraftfahrzeuge, darunter LKW, PKW und motorisierte Zweiräder.

Einführung des Koordinatenkatasters – In den ehemals preußischen Gebietsteilen der Hansestadt Hamburg erfolgte die Umstellung auf das Gauß-Krüger-Koordinatensystem. Dies betraf im Bezirk Bergedorf die Gemarkungen Boberg, Lohbrügge und Overhaken, die nun mit dem modernen Vermessungssystem erfasst wurden.

Neue AOK-Geschäftsstelle – Die Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK) eröffnete ihre neuen Kassenräume im Neubau Bergedorfer Straße 119/123 und bot damit den Versicherten zeitgemäße Räumlichkeiten für die Krankenversicherungsverwaltung.

1952

Verkürzung der Tiefstack-Schornsteine – Das HEW-Großkraftwerk in Tiefstack, das von 1917 bis 1993 die Hansestadt mit Strom und Fernwärme aus Kohle versorgte, musste seine charakteristischen Schornsteine aus statischen Gründen von ursprünglich 100 Metern auf 80 Meter Höhe verkürzen. Die vier Schornsteine an der Billwerder Bucht waren nach den Plänen des Architekten Carl G. Bensel errichtet worden.

Ende der Marschbahn – Die letzte noch verbliebene Reststrecke der Marschbahn von Billbrook über Ochsenwerder bis Teufelsort/Kirchenheerweg wurde stillgelegt. Nach 30 Jahren Vollbetrieb bedeutete dies das endgültige Ende der Eisenbahnlinie Marschbahn in dieser Region.

Letzte Fahrt der Südstormarnschen Kreisbahn – Die "Südstormarnsche Kreisbahn" fuhr zum letzten Mal im Personenverkehr von Tiefstack-Billbrook über Boberg-Havighorst und Glinde bis Trittau. Anschließend betrieb die AKN die Strecke Billbrook-Glinde nur noch im Güterverkehr für das Bundeswehrdepot und einen Holzhändler.

Spatenstich für Bethesda-Krankenhaus – Oberin Margarethe Lohse führte den ersten Spatenstich für den Neubau des evangelischen Bethesda-Krankenhauses am Gojenbergsweg aus. Das ambitionierte Bauprojekt sollte die medizinische Versorgung in Bergedorf erheblich verbessern.

Grundsteinlegung Bethesda – Geschäftsführer Dr. Harm legte den Grundstein für das evangelische Bethesda-Krankenhaus am Glindersweg. Unter den Ehrengästen waren Senator Dr. Paul Nevermann und Bezirksamtsleiter Albert Schauman anwesend.

Neue Hamburger Verfassung – Die Hamburgische Bürgerschaft verabschiedete die neue Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg, die die demokratische Grundordnung der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg festlegte.

Heimkehrer-Siedlung im Bau – Der erste Spatenstich für die sogenannte "Heimkehrer-Siedlung" an der Sannmannreihe erfolgte. Die Siedlung sollte 42 Häuser mit insgesamt 84 Wohnungen umfassen und zurückgekehrten Kriegsgefangenen ein neues Zuhause bieten.

Tatenberger Schleuse in Betrieb – Die neue Schleuse am Übergang zwischen Dove-Elbe und Norderelbe wurde ihrer Bestimmung übergeben. Durch dieses Bauwerk waren die östlichen Deiche und Flächen nun besser gegen Hochwasser geschützt.

Neues Bergedorfer Arbeitsamt – Das moderne Arbeitsamt an der Johann-Meyer-Straße auf der Lohbrügger Bahnhofsseite wurde fertiggestellt und nahm seinen Betrieb auf.

BBV mit neuer Satzung – Der Bergedorfer Bürgerverein (BBV) gab sich eine modernisierte Vereinssatzung, um nach dem Zweiten Weltkrieg die kommunale Vereinsarbeit wieder aufzunehmen. Anfang 1953 erfolgte die Stilllegung der Strecke der Vierländer Bahn von Bergedorf nach Zollenspieker.

1953

Ortmann-Reisedienst gegründet – Die Firma Ortmann etablierte ihren Reisedienst, der am 12. Mai 1969 als Tochterunternehmen in den Reisedienst der VHH integriert werden sollte.

Übergabe der BBV-Heimatsammlung – Der "Bergedorfer Bürgerverein von 1847" übergab seine 1893 gegründete Heimatsammlung an die Hamburger Kulturbehörde. Diese umfangreiche Sammlung von Bergedorfensien bildete zusammen mit der Bibliothek den großen Grundstock für das spätere "Museum für Bergedorf und die Vierlande", das am 18. Juni 1955 im Schloss eröffnet wurde.

Letzte Züge nach Geesthacht und Zollenspieker – Der Personenverkehr auf der Bergedorf-Geesthachter Strecke sowie der Vierländer Bahn von Bergedorf nach Zollenspieker wurde eingestellt. Dies bedeutete das Ende einer wichtigen Verkehrsverbindung in die östlichen Vororte.

Hamburger Bundessängerfest – Das erste Hamburger Bundessängerfest nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Bergedorf und Lohbrügge gefeiert. Die Mitglieder des im September 1947 wiedergegründeten "Sängerbund Hamburg" sangen an acht verschiedenen Stellen des Stadtgebietes. Die Abschlussveranstaltung im Billtal endete mit einem festlichen Feuerwerk.

Eröffnung des Bethesda-Krankenhauses – Das evangelische Bethesda-Krankenhaus am Glindersweg 80 wurde feierlich eröffnet. Der Bergedorfer Architekt Hans Helmut Sieglitz hatte den Neubau mit 225 Betten entworfen. Das moderne Krankenhaus stellte eine wichtige Erweiterung der medizinischen Infrastruktur dar.

Erstes Baby im Bethesda – Nur drei Tage nach der Eröffnung wurde das erste Baby im neuen Bethesda-Krankenhaus geboren. Am 5. Oktober 1953 führte Dr. Gutmann die erste Operation durch – eine Blinddarmentfernung.

Ende des Personenverkehrs nach Geesthacht – Der Personenverkehr auf der BGE-Eisenbahnstrecke Bergedorf-Geesthacht wurde eingestellt. Dennoch erfolgte 1953 der Goldene Zwanziger der Gleise Geesthacht-Krümmel und ein Industrieanschluss für die Stadt Geesthacht.

1954

Gründung der VHH – Die Bergedorf-Geesthachter Eisenbahn (BGE) schloss sich mit den Stormarner Verkehrsbetrieben zu den Verkehrsbetrieben Hamburg Holstein (VHH) zusammen. Dieser Zusammenschluss schuf einen der größten regionalen Verkehrsbetriebe im Hamburger Umland.

Rama-Werbung mit Vierländerin – Die Margarine-Marke "Rama" begann ihre langjährige Werbekampagne mit einer Vierländerin in Tracht. Das Motiv sollte über 40 Jahre hinweg auf Packungen, in der Werbung und im TV-Film verwendet werden, wobei sich die Darstellung im Laufe der Zeit deutlich von der ursprünglichen "echten Vierländerin" entfernte.

Chlorakne-Fälle bei Boehringer – Bei der Firma Boehringer in der Andreas-Meyer-Straße erkrankten die ersten Arbeiter an Chlorakne. Als Auslöser wurde das bei der T-Säure-Produktion anfallende Seveso-Dioxin "2,3,7,8-TCDD" identifiziert. Boehringer hatte 1951 in dem 1923 gebauten, aber kriegszerstörten Werk mit der Herstellung von Pflanzenschutzmitteln wie Lindan sowie T-Säuren als Ausgangsstoffe für Herbizide begonnen.

Wochenmarkt verlegt – Der Bergedorfer Wochenmarkt wurde vom Platz "Am Brink", der umgestaltet werden sollte, "vorübergehend" zur Chrysanderstraße verlegt. Anfang 1970 wurde er dort neu gestaltet.

Schnellbus nach Lauenburg – Ein BGE-/VHH-Schnellbus begann seinen Betrieb über die Bundesstraße 5 vom Hamburger ZOB nach Lauenburg. Ab 1973 startete die Linie am Hamburger Rathaus und ab 1980 am Rödingsmarkt/Adolphsplatz.

Siedlungshäuser am Mittleren Landweg – Der vierte Bauabschnitt für Siedlungshäuser am Mittleren Landweg begann. Alle Doppelhäuser wurden gemeinsam von den Antragstellern mitgebaut – niemand wusste im Voraus, welches fertige Haus er erhalten würde. Jedes Hausteil umfasste etwa 50 Quadratmeter plus Waschküche und Stallungen für die Viehhaltung.

Bergedorfer Anglerverein gegründet – Rund 100 Angler folgten der Einladung eines Gründungsausschusses in die Gaststätte Ebert am Mohnhof. 70 von ihnen gründeten den Bergedorfer Anglerverein mit Helmut Scherf als erstem Vorsitzenden. Die Gaststätte "Ebert" war auch das Vereinslokal von Spiel-und-Sport-Bergedorf (SuS).

St. Christopherus-Kirche geweiht – Die neue katholische St. Christopherus-Kirche in Lohbrügge an der Riehlstraße wurde feierlich geweiht und bot der wachsenden katholischen Gemeinde im Bezirk ein geistliches Zentrum.

Heimkehrer-Siedlung bezugsfertig – Die 84 Wohnungen in 42 Häusern der "Heimkehrer-Siedlung" an der Sannmannreihe waren bezugsfertig. Die Wohnungen waren fast ausschließlich in Eigenarbeit durch die späteren Bewohner entstanden und boten zurückgekehrten Kriegsgefangenen ein neues Zuhause.

VHH offiziell gegründet – Die Bergedorf-Geesthachter-Eisenbahn (BGE) und die Verkehrsbetriebe des Kreises Stormarn schlossen sich offiziell zu den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein (VHH) zusammen. Dies markierte einen wichtigen Schritt in der Entwicklung des regionalen Nahverkehrs.

Elbe-Hochwasser – Heftige Regenfälle im Südosten Mitteleuropas ließen die Elbe stark ansteigen. In Bayern und Österreich führten Unwetter zu 24 Toten und zur Evakuierung von fast 50.000 Menschen. Am 21. Juli erreichte eine Flutwelle die Stadt Lauenburg, wo die Elbe 8,04 Meter über NN stand. Bei Avendorf war der Deich auf 60 Meter Länge abgesackt, konnte aber mit 500.000 Sandsäcken gesichert werden. Auch an den Deichen der Vier- und Marschlande herrschten hohe Wasserstände.

Senatorentreppe gebaut – Eine neue Treppe wurde in den Gojenberghang gebaut, um von der Holtenklinker Straße zur Hermann-Löns-Höhe/Justus-Brinckmann-Straße zu gelangen. Im Volksmund erhielt sie den Namen "Senatorentreppe".

Bundespräsident Heuss in den Vierlanden – Bundespräsident Theodor Heuss besuchte die Vierlande. Auf dem Programm standen die Gartenbau-Versuchsanstalt Fünfhausen, das Zollenspieker Fährhaus, das Rieckhaus Curslack und die Altengammer Kirche.

Grundstein für St. Michael – Der Grundstein für die neue Bergedorfer Kirche St. Michael auf dem Gelände des alten Friedhofs wurde gelegt. Der Neubau sollte die wachsende evangelische Gemeinde am Gojenberg aufnehmen.

Lobusch-Bildmappe – Der Künstler Max Lobusch (1902-1975) stellte eine Bildmappe mit neun Motiven von Alt-Bergedorf vor. Ludwig Uphoff, Betreuer der BBV-Heimatsammlung, verfasste dazu kurze Bilderklärungen. Zur Weihnachtsmesse 1974 wurde die Mappe ergänzt und neu aufgelegt.

Erweiterungsbau des städtischen Krankenhauses – Der 1952 begonnene Erweiterungsbau des städtischen Bergedorfer Krankenhauses am Gojenbergsweg konnte als "Allgemeines Krankenhaus Bergedorf" seiner Bestimmung übergeben werden. Hier standen nun 302 Betten bereit.

Kaiser Haile Selassie zu Besuch – Kaiser Haile Selassie von Äthiopien besichtigte das evangelische Bethesda-Krankenhaus am Glindersweg. Der Grund war, dass in Addis Abeba ein ähnliches Krankenhaus entstehen sollte.

Erster Bauabschnitt Bergedorfer Straße eingeweiht – Der zweite Hamburger Bürgermeister Edgar Engelhard weihte den ersten Bauabschnitt der Bergedorfer Straße ein. Das 2,6 Kilometer lange Teilstück von Boberg bis zum Bahnhof kostete 4,2 Millionen DM und stellte eine wichtige Verkehrsverbesserung dar.

VHH mit 73 Bussen – Die VHH beförderte mit 73 Bussen und 26 Anhängern auf 20 Linien etwa 11 Millionen Fahrgäste. Die Busse waren unten rot und das Dach schwarz lackiert. 50 Jahre später, im Jahr 2004, waren es rund 390 Busse und mehr als 50 Millionen Fahrgäste täglich etwa 140.000 – bei insgesamt rund 1.000 Mitarbeitern.

1955

Abbau des zweiten Gleises – Das zweite Gleis der BGE-Strecke Bergedorf-Geesthacht wurde abgebaut. Die Eisenbahnverbindung wurde damit auf ein eingleisiges System reduziert.

Hauni-Werke ziehen um – Die von Kurt A. Körber gegründeten Hauni-Werke zogen in die ehemaligen Werke der "Kufekes Fabrik für Diätische Nährmittel" an der Kampchaussee (heute: Kurt-A.-Körber-Chaussee). Das Unternehmen beschäftigte bereits 1.000 Mitarbeiter und exportierte Tabakmaschinen in 69 Länder.

Abriss für die Bergedorfer Straße – Im Bergedorfer Zentrumsbereich wurden die ersten Häuser abgerissen, um den Bau der Bergedorfer Straße zu ermöglichen. Betroffen waren die Häuser Schiffwasser 2, Hude 32 und 28. In der folgenden Zeit mussten 140 Familien umquartiert werden, die im Bereich der Durchbruchstraße 2 wohnten. Die Stadt musste rund 2,7 Millionen DM für Grunderwerb und Entschädigungen aufbringen. Für die Mieter waren bei Glindersweg/Justus-Brinckmann-Straße zunächst 97 Wohnungen gebaut worden, weitere folgten in der Kampchaussee.

BBV-Jahreshauptversammlung – Bei der Jahreshauptversammlung des Bergedorfer Bürgervereins im Forsthaus am Reinbeker Weg standen neben Wahlen die Elektrifizierung der S-Bahnstrecke Hamburg-Bergedorf und das Schicksal des Hauses "Stadt Hamburg" zur Debatte. Beisitzer Ludwig Uphoff informierte, dass Hamburg und Denkmalpfleger Prof. Grundmann eine Restaurierung mit leichter Versetzung des ältesten Hauses auf Hamburger Boden anstrebten.

Große Findlinge entdeckt – Ein Bautrupp der Hamburger Gaswerke (HGW/Hein Gas) stieß im Sachsentor in Höhe des ehemaligen Blickgrabens auf große Findlinge. Die Steine waren vermutlich während der Eiszeit hierher transportiert worden.

BRD wird souverän – In Bonn verkündeten die drei Hohen Kommissare der Vereinigten Staaten, des Vereinigten Königreichs und der Französischen Republik, dass das Besatzungsstatut aufgehoben und die Alliierte Hohe Kommission samt den Dienststellen der Landeskommissare aufgelöst sei. Die Bundesrepublik Deutschland war damit souverän.

Museum für Bergedorf und die Vierlande eröffnet – Das "Museum für Bergedorf und die Vierlande" im Schloss wurde der Öffentlichkeit übergeben. Die 1953 vom Bergedorfer Bürgerverein an die Kulturbehörde übergebene umfangreiche BBV-Heimatsammlung, die seit 1893 existierte, bildete mit der Bibliothek den Grundstock für das neue Heimatmuseum.

Erstes Selbstbedienungsgeschäft – In Bergedorf eröffnete das erste Geschäft mit "Selbstbedienung". Bei "Kaffee von Tangermann" im Sachsentor 26 warb man mit "Das Einkaufen wird zur Freude. Kein Hasten! Kein Warten! Kein Vergessen!" Die Kunden gingen mit Körbchen durch die Gänge, entnahmen Waren und bezahlten ohne Warten an der Kasse.

Einweihung St. Michael – Am Michaelistag wurde die vom Architekten Gerhard Langmaack auf dem Gojenberg erbaute Kirche St. Michael durch Oberkirchenrat D. Dr. Herntrich eingeweiht. Die moderne Kirche bot der wachsenden evangelischen Gemeinde im Stadtteil einen würdigen Versammlungsort.

Tanzlokal in Kirchwerder – Das Kirchwerder Tanzlokal, die spätere "Disco Caprletti", wurde eröffnet. Die Familie Capeletti betrieb dort seit den 1920er-Jahren die Gaststätte "Zum Fährhaus Heinrich Timmann". Im Juli 2002 wurde das Gebäude abgerissen.

Rollschuhbahn im Schlossgarten – Bezirksamtsleiter Albert Schaumann übergab die Rollschuhbahn im Schlossgarten an den "Bergedorfer Rollschuhclub". Die 20 mal 40 Meter große, mit Spezialplatten ausgelegte Bahn hatte 38.000 DM gekostet.

Richtfest Bille-Wohnungsbauten – Das Richtfest für Bille-Wohnungsbauten an der Lohbrügger Landstraße fand statt. Wo früher Baracken standen, entstanden Wohnungen für 56 Familien. Die Baugenossenschaft Bille hatte damit insgesamt 1.277 Wohnungen gebaut, wie deren erster Vorsitzender Hackmack beim anschließenden Richtschmaus bei Eckermann bekanntgab.

1956

Neue Autonummern und Autoschilder – Alle Fahrzeuge erhielten neue Kennzeichen und Nummernschilder. In Bergedorf zugelassene Fahrzeuge zeigten Kombinationen wie "HH-H120" oder "HH-W3456". Die Zulassungsstellen Harburg und Amsinkstraße hatten andere HH-Kombinationen, sodass man in Hamburg gut erkennen konnte, aus welcher Ecke ein Wagen kam. Die weißen Schilder mit schwarzer Schrift trugen das Kürzel HH für Hansestadt Hamburg.

Neues Feuerwehr-Gerätehaus – Nachdem im Dezember 1954 ein Sturm das provisorische Feuerwehr-Gerätehaus zerstört hatte, erhielt die Feuerwehr 1956 einen Gerätehaus-Neubau am Sandwisch.

Kreis-Schützenfest – Die Vierländer Schützengesellschaft richtete zum ersten Mal das Kreis-Schützenfest für den 1955 gegründeten Kreisverband Sachsenwald aus.

Bergedorfer Verfahren bei der HEW – Die HEW testete eine Revolution in der Strombranche: das sogenannte "Bergedorfer Verfahren". Bisher kam monatlich der HEW-Mann zum Ablesen des Zählers. Für Bergedorfer und Lohbrügger Kunden wurde aufgrund des bisherigen Jahresverbrauchs ein monatlicher Teilbetrag errechnet, den diese bequem überweisen konnten.

AKN übernimmt BGE-Betriebsführung – Die Altona-Kaltenkirchener-Nordbahn (AKN) übernahm die BGE-Eisenbahnanlagen und deren Betriebsführung. Die Marschbahn wurde vollständig abgebaut.

Grundstein für Waldschule Lohbrügge – Oberschulrat Dressel und Landesschulrat Matthewes legten den Grundstein für die sogenannte "Waldschule Lohbrügge", die spätere Schule Richard-Linde-Weg. Das Gebäude entstand am Geesthang der Sander Tannen oberhalb des neuen B5-Einschnitts.

100. Geburtstag der Brink-Schule – Der 100. Geburtstag der Brink-Schule wurde groß gefeiert. In der Festwoche fuhren die Klassen mit einem Zug in die Heide. Im Rahmen der Heimatwoche fand auch eine Turnveranstaltung im Billtal statt.

Süderquerweg ausgebaut – Die neu ausgebaute Teilstrecke des Süderquerwegs in einer Länge von 700 Metern wurde für den Verkehr freigegeben.

Zweiter Bauabschnitt Bergedorfer Straße – Der zweite Bauabschnitt der Bergedorfer Straße vom Weidenbaumsweg über die neue Schleusengraben-Brücke zur Vierlandenstraße wurde freigegeben. Die Richtungen der Einbahnstraßen im Sachsentor und in der Rektor-Ritter-Straße wurden umgekehrt. Das neue Teilstück brachte bereits eine erhebliche Entlastung für den Verkehr in der unfallträchtigen Alten Holstenstraße.

Jürgen Kühl bei Olympiade – In Melbourne/Australien fand die Sommer-Olympiade statt. Aus Bergedorf nahm Jürgen Kühl (geboren 1934) als Mitglied der 4×400-Meter-Staffel teil. Die gemeinsame deutsche Mannschaft holte insgesamt sechs Medaillen. Kühl war in seiner Laufbahn unter anderem zweimal Deutscher Hallenmeister über 400 Meter; sein Trainer war Horst Seifert.

1957

Biblische Szenentafeln von Max Grunwald – Der Künstler Max Grunwald schuf zehn biblische Szenentafeln für die Orgelempore der Allermöher Dreieinigkeitskirche, einige mit Ortsbezug. 1953 hatte er bereits das Abendmahlsbild am Altar gefertigt.

Ende des "Notopfer Berlin" – Auf Briefen mussten nicht mehr die kleinen blauen 2-Pfennig-Zwangs-Zuschlagmarken "Notopfer Berlin" mitgeklebt werden. Diese Aktion hatte am 1. Dezember 1948 begonnen.

Staats-Kirchenvertrag in Schleswig-Holstein – Das Land Schleswig-Holstein schloss mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche einen Staats-Kirchenvertrag. Dieser beinhaltete, dass das Land der Kirche jährlich einen Zuschuss für Personal und Bauunterhaltung zahlt.

Abriss am Mohnhof – Die Wohn- und Geschäftshäuser auf der Südseite des Mohnhofs wurden abgebrochen. Es entstand Platz für die Einmündung der Bergedorfer Straße. Im Oktober 1957 fiel als letztes Gebäude das Haus Mohnhof 19b.

Bodenschätzungsergebnisse offengelegt – Das Bezirksamt Bergedorf gab bekannt, dass das aus Anlass der Übernahme der Bodenschätzungsergebnisse aufgestellte Liegenschaftskataster der Gemarkungen Kirchwerder und Overhaken vom 1. bis 31. Juli 1957 in den Diensträumen des Bezirksvermessungsamtes, Wentorfer Straße 66, offengelegt wird. Dabei wurden Katasterkarten und Katasterbücher zur Einsicht ausgelegt.

Unterrichtsbeginn am Richard-Linde-Weg – Der Unterricht in der neuen Volksschule am Richard-Linde-Weg begann. Erster Direktor war Karl Drewes.

700-Jahrfeier Lohbrügge – Umzüge und Veranstaltungen zur 700-Jahrfeier von Lohbrügge fanden statt. Der Stadtteil war im Jahre 1257 erstmals urkundlich erwähnt worden.

Letztes Haus für Durchbruchstraße abgerissen – Als letztes noch stehendes Haus wurde das drei Etagen hohe Mehrpartien-Wohnhaus Neuer Weg 13 für die Durchbruchstraße II abgebrochen. Nun konnte dieser letzte Teil der Bergedorfer Straße in Angriff genommen werden.

1958

Bergedorfer Straße vollständig befahrbar – Um 15:45 Uhr war die Bergedorfer Straße als Durchbruchs- und Umgehungsstraße vollständig befahrbar. Dies führte zu einer fühlbaren Entlastung der alten Straßenzüge in Alt-Bergedorf und Lohbrügge. Durch Ampeln an der Mohnhof-Kreuzung erhielt Bergedorf "großstädtisches Aussehen". Die Gesamtstrecke von Weberade bis Mohnhof betrug 3,4 Kilometer.

Richtfest Unfallkrankenhaus Boberg – Das Richtfest für das Berufsgenossenschaftliche Unfallkrankenhaus Boberg fand statt. Das moderne Spezialkrankenhaus sollte die medizinische Versorgung von Arbeitsunfällen deutlich verbessern.

ASV Bergedorf 85 in der Oberliga – Die Fußballspieler von ASV Bergedorf 85 stiegen in die damalige Oberliga (heutige erste Bundesliga) auf. Bei einem Spiel gegen Itzehoe traten sie vor zigtausend Zuschauern im Billtal-Stadion an.

Erste S-Bahn nach Bergedorf – Um 15:54 Uhr fuhr der erste elektrische S-Bahnzug vom Berliner Tor bis Bergedorf. Die Weiterführung bis zum Hauptbahnhof erfolgte erst mit Beginn des Winterfahrplans 1959/60 ab 4. Oktober 1959. Die Kosten für die Elektrifizierung der Strecke Hamburg-Bergedorf einschließlich der später 16 neuen Züge betrugen rund 30 Millionen DM. Der neue Fahrplan sah vorerst vor, dass vier S-Bahnen 30-mal täglich zwischen Hamburg und Bergedorf pendelten. Die Fahrt war immerhin acht Minuten schneller als mit dem alten Dampfzug. 1959 waren es dann 16 S-Bahnzüge.

Sprengung des Stuhlrohrfabrik-Schornsteins – Die THW-Gruppe "Feierabend" sprengte den über 44 Meter hohen Schornstein der ehemaligen Stuhlrohrfabrik. Im Bereich des Schleusengrabens mussten der Schornstein und weitere Fabrikbereiche für den Bau der Durchbruchstraße II (B5/Bergedorfer Straße) weichen.

Holzrohre der ersten Wasserleitung gefunden – Bei Umbauarbeiten des historischen Gasthofs "Stadt Hamburg" am Sachsentor 2 fand man zwei Holzrohre der ersten Bergedorfer Wasserleitung.

Bergedorf gegen HSV – Gut 30.000 Zuschauer bejubelten im Billtal-Stadion das 1:0 der Elstern gegen den HSV. In der 16. Minute hatte Erwin Ihde Bergedorf 85 in Führung geschossen; zum Spielschluss hieß es dann jedoch 4:1 für den HSV.

Zweites Richtfest "Stadt Hamburg" – Das zweite Richtfest für den jetzt leicht versetzt neu errichteten Gasthof "Stadt Hamburg" fand statt. Auf dem späteren Parkplatz wurde gefeiert, und alle geladenen Gäste erhielten zur Erinnerung einen Zollstock.

Einweihung Bugenhagenkirche Nettelnburg – Die Bugenhagenkirche in Nettelnburg wurde im Beisein von Bürgermeister Max Brauer eingeweiht. Bundespräsident Theodor Heuss schickte eine Altar-Bibel als sein Geschenk für alle Kirchenneubauten. Die neue Kirche mit Gemeinderäumen ersetzte die am ersten Advent 1929 eingeweihte Baracke, den sogenannten Bugenhagensaal.

Unfallkrankenhaus Boberg nimmt Betrieb auf – Das Unfallkrankenhaus Boberg nahm nach zweieinhalb Jahren Bauzeit mit sieben Stationen seinen Betrieb auf. Offiziell war bereits am 1. Mai 1959 Arbeitsbeginn für einige Beschäftigte. Für die Einweihung wurde im ersten Stock eine Musterstation eingerichtet.

1959

Interposta-Sondermarken – Anlässlich der Interposta-Briefmarkenausstellung in Hamburg erschienen zwei Sondermarken, auf denen die erste Hamburger und erste Lübecker Marke abgebildet waren. Die Werte betrugen 10+5 und 20+10 Pfennig.

Einweihung Gasthof "Stadt Hamburg" – Der historische Gasthof "Stadt Hamburg" als ältester Gasthof Hamburgs wurde nach Abbau und originalgetreuem, aber leicht versetztem Goldene Zwanziger in seiner neuen Form eingeweiht. Anlässlich der Einweihung erschien ein Sonder-Lichtwarkheft, dessen Titel der Bergedorfer Grafiker Bruno Karberg gestaltete. Alle geladenen Gäste erhielten, wie schon beim Richtfest, einen weiteren Erinnerungs-Zollstock.

Schmidt-Spiegel der Hamburger Sternwarte – Auf dem Gelände der Hamburger Sternwarte am Gojenbergsweg 112 wurde der neue Schmidt-Spiegel im neu errichteten Kuppelbau in Gegenwart von 200 Astronomen aus 19 Ländern eingeweiht. Das moderne astronomische Instrument stellte einen bedeutenden Fortschritt für die Himmelsforschung dar.

S-Bahn bis Altona – Mit dem Winterfahrplan 1959/60 wurde der durchgehende S-Bahnbetrieb von Bergedorf nach Altona aufgenommen. Die elektrische S-Bahn verband nun die östlichen und westlichen Stadtteile Hamburgs auf direktem Weg.

Hermann-Löns-Höhe (Schorr-Höhe) fertiggestellt – Die Bergedorfer Zeitung berichtete über die Beendigung der Arbeiten zur Herrichtung des damals östlichen Teils der Hermann-Löns-Höhe, der heutigen Schorr-Höhe. Die Arbeiten wurden durch sogenannte Notstandsarbeiter – 25 Frauen und fünf Männer – durchgeführt. Die Grünanlage bot den Bergedorfern einen attraktiven Erholungsort mit Blick über die Stadt.