Die historische Fernverkehrsstraße
Geschichte der Bundesstraße 5
Eine der ältesten Fernstraßen Norddeutschlands
Die Bundesstraße 5 zählt zu den bedeutendsten und historisch wichtigsten Fernverkehrsstraßen Norddeutschlands. Sie verbindet Hamburg über Bergedorf und die Vier- und Marschlande mit Berlin und führt weiter bis zur polnischen Grenze bei Stettin. Mit einer Gesamtlänge von etwa 490 Kilometern ist sie eine der längsten Bundesstraßen Deutschlands.
Im Bezirk Bergedorf verläuft die B5 durch mehrere charakteristische Abschnitte: Von der Hamburger Innenstadt kommend führt sie als Bergedorfer Straße durch Billstedt, wechselt dann auf den Weidenbaumsweg und verläuft schließlich über den Curslacker Neuen Deich durch die idyllischen Vier- und Marschlande in Richtung Geesthacht und weiter nach Berlin.
Historische Bedeutung als Handelsweg
Die Ursprünge der heutigen Bundesstraße 5 reichen bis ins Mittelalter zurück. Bereits im 13. Jahrhundert diente diese Route als wichtiger Handelsweg zwischen Hamburg und Berlin. Kaufleute transportierten auf diesem Weg Waren aus dem Hamburger Hafen ins Landesinnere und brachten Güter aus Brandenburg und Pommern zurück an die Elbe.
Die Straße durch die Vierlande war dabei besonders bedeutsam, da sie die fruchtbaren Marschgebiete erschloss. Die Bauern der Region nutzten die Route, um ihre Erzeugnisse – vor allem Gemüse, Obst und Blumen – auf die Hamburger Märkte zu bringen. Diese Tradition des Gartenbaus prägt die Vierlande bis heute.
Im 19. Jahrhundert wurde die Strecke systematisch als Chaussee ausgebaut. Die preußische Verwaltung investierte erheblich in den Straßenbau, um den wachsenden Handelsverkehr zwischen den beiden Metropolen zu bewältigen. Pflasterungen und Brückenbauten verbesserten die Passierbarkeit erheblich.
Von der Reichsstraße zur Bundesstraße
Mit der Einführung des einheitlichen Reichsstraßensystems im Jahr 1932 erhielt die Strecke die Bezeichnung Reichsstraße 5. Diese Nummerierung orientierte sich an der Bedeutung der Verbindung: Niedrige Nummern wurden für die wichtigsten Fernverkehrsrouten vergeben.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde die Straße 1949 zur Bundesstraße 5. Allerdings war die durchgehende Verbindung nach Berlin durch die deutsche Teilung unterbrochen. Der Abschnitt durch die DDR wurde zur Transitstrecke, die nur unter strengen Auflagen befahren werden durfte.
Erst mit der Wiedervereinigung 1990 konnte die B5 wieder ihre historische Funktion als durchgehende Ost-West-Verbindung erfüllen. Heute ist sie eine wichtige Alternative zur parallel verlaufenden Autobahn A24.
Der Verlauf durch Bergedorf heute
Im Bezirk Bergedorf präsentiert sich die Bundesstraße 5 heute als moderne, gut ausgebaute Hauptverkehrsstraße. Der Abschnitt durch die Vier- und Marschlande bietet dabei einen reizvollen Kontrast: Während in anderen Teilen der Metropolregion der Verkehr dominiert, führt die B5 hier durch eine weitgehend erhaltene Kulturlandschaft mit historischen Bauernhäusern, Deichen und Gärtnereien.
Besonders sehenswert entlang der Strecke sind:
Der Curslacker Neuer Deich – Ein charakteristischer Abschnitt mit dem typischen Erscheinungsbild der Marschlandschaft. Alte Bauernhäuser säumen die Straße, und der Blick schweift über weite Felder und Gärtnereien.
Die Vierlanden-Kirchen – Entlang der B5 und ihrer Nebenstraßen finden sich mehrere historische Dorfkirchen, die zum Teil aus dem Mittelalter stammen und die lange Siedlungsgeschichte der Region bezeugen.
Der Übergang nach Geesthacht – An der Grenze zu Schleswig-Holstein verlässt die B5 das Hamburger Stadtgebiet. Hier zeigt sich der ländliche Charakter der Route besonders deutlich.
Verkehrsbedeutung und Zukunft
Die Bundesstraße 5 ist auch heute noch eine wichtige Pendlerroute für die Bewohner der östlichen Hamburger Stadtteile und des Umlandes. Täglich nutzen tausende Fahrzeuge die Strecke für den Weg zur Arbeit oder für Ausflüge in die Vier- und Marschlande.
Gleichzeitig steht die B5 vor Herausforderungen: Der zunehmende Verkehr belastet die historischen Ortskerne, durch die die Straße führt. Verschiedene Planungen zur Entlastung – etwa Ortsumgehungen oder verbesserte ÖPNV-Anbindungen – werden seit Jahren diskutiert.
Für Radfahrer wurde parallel zur B5 der Marschbahn-Radweg angelegt, der eine attraktive Alternative zum Autoverkehr bietet und die Schönheit der Kulturlandschaft erlebbar macht.